Kräuter-Tinkturen herstellen

Das erste Mal, dass ich bewusst von einer Kräuter-Tinktur hörte, war die Kapuzinerkressen-Tinktur von der meine Frau erzählte: In einer Lehrerfortbildung versuchten sich die Teilnehmer:innen mit dieser Tinktur über Wasser zu halten. Vielleicht ist es ihnen ja gelungen.

Meine Frau brachte leider nicht nur die Idee der Kräuter-Tinkturen mit, sondern auch eine Virus-Grippe. Das war eine ganze Zeit vor Corona – aber eigentlich galt die alte Weisheit auch damals schon: Wenn Du krank bist, bleib zu Hause! Steck nicht andere an! Vor allen Dingen nicht meine Frau!

Aber seit dem setzen wir sehr regelmäßig Tinkturen an. Die Kapuzinerkressen-Tinktur z.B. hilft hervorragend, wenn eine Erkältung im Anmarsch ist. Die „Tropfen“ sind einfach mitzunehmen und bei Bedarf leicht in einem Glas Wasser oder pur zu konsumieren.

Die Herstellung von Tinkturen ist simpel:

Man braucht ein großes Schraubglas (z.B. ein Gurkenglas) und hochprozentigen Alkohol. Und natürlich Heilkraut. Das Heilkraut kommt (zerkleinert) ins Glas und darüber wird Alkohol gegossen. Und dann lässt man das Glas stehen (es ist günstig, auf das Glas einen Aufkleber mit Datum und Sortenbezeichnung zu kleben…) und lässt es mindestens vier Wochen stehen. Wenn man daran denkt kann man das Glas mit dem Inhalt schütteln. Wir stellen die Gläser meist auf das Fensterbrett, volle Sonne ist allerdings ungünstig. Nach der Wartezeit wird die Tinktur durch ein feines Sieb gegossen und u.U. gefiltert (Teefilter aus Papier eignen sich dafür hervorragend: besser als Kaffeefilter!). Die Tinktur wird in dunkle (Tropf-)Fläschchen (kann man z.b. bei … kaufen) abgefüllt, beschriftet und dunkel und kühl gelagert. Bei uns ist das ein Fach im Kleiderschrank.

Die Details sind interessant!

Tinkturen sind Pflanzenauszüge, bei denen die wirksamen Stoffe eines Heilkrauts durch Alkohol gelöst werden. Es gibt auch andere Möglichkeiten Pflanzenauszüge herzustellen, z.b. mit Sole oder als Oxymel. Für 20 g frisches Pflanzenmaterial braucht man ca. 100 ml Alkohol.

Welches Heilkraut?

Theoretisch kann wohl aus jedem Heilkraut eine Tinktur hergestellt werden: Weißdorn für die „Herzangelegenheiten“, Ringelblume bei leichten Schürf- und Schnittwunden und auch kleinen Furunkeln, Kapuzinerkresse für leichte Infekte… Aber was schon auch klar ist: Wer sich selbst mit Hausmitteln behandelt, muss sich selbst und seinen Körper gut kennen – und kein Pflanzenbuch (und erst Recht kein Blog-Artikel wie dieser) ersetzt eine heilkundliche Ausbildung.

Welcher Alkohol?

Für Blüten verwendet man Alkohol mit 40 Vol.-%, einfacher Wodka aus dem Supermarkt eignet sich dafür sehr gut. Auch Auszüge aus Blättern können mit 40%igen Alkohol gemacht werden. Wir verwenden für die Kapuzinerkresse-Tinktur meist 70%igen Alkohol.

Für Wurzeln und Rinden braucht es höherprozentigen Alkohol.

Natürlich kann man dafür Weingeist in der Apotheke kaufen. Allerdings geht das auch günstiger: In den großen Supermärkten der „neuen Bundesländer“ gibt es auch heute noch PrimaSprit, ein Ansatzalkohol, der in der DDR wohl sehr beliebt war. Als „Lautergold“ kann PrimaSprit mit 70 Vol.-% und sogar mit 96 Vol.-% auch online gekauft werden. Wir kaufen unseren Ansatzalkohol allerdings im „Mix-Markt“, diesem russischen Supermarkt, in dem jeder Einkauf zum Abenteuer wird, wenn man nicht gerade kyrillisch lesen kann.

Die Ansatzgläser mit diesem hochprozentigen Alkohol stehen bei uns allerdings nicht einfach so im Zimmer: Der ist gut (!) beschriftet hinter sehr verschlossenen Türen.

Komplexe Tinkturen

Neben einfachen Pflanzenauszügen aus einem einzigen Heilkraut können auch Tinkturen für bestimmte Symptombilder angesetzt werden. Am Liebsten sind mir da meine „Bauchi-Tropfen“, das sind Bittertropfen, die der Verdauung helfen z.B. oder auch ein Melissengeist, der an die Klosterfrauen erinnert und aus Angelikawurzel und Zitronen-Melisse hergestellt bei allerlei „Unpässlichkeiten“ gut tut.

1 Kommentar zu „Kräuter-Tinkturen herstellen“

  1. Pingback: Salben herstellen – Der Herr Rauch

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